Neef um 1897Bis zum Jahre 1847 gab es
von Neef aus keinen befahrbaren
Verbindungsweg zu den umliegenden
Gemeinden. Zu der auf demselben Moselufer
gelegenen Gemeinde Bullay gab es nur
einen Fußpfad. Nur über diesen konnte
somit auch nur die Kreisstadt Zell
erreicht werden. Fuhrwerk war zu dieser
Zeit in Neef nicht vorhanden. Der Absatz
aller landwirtschaftlichen Produkte, vor
allem Wein, Lohe und auch Holz, wurde auf
der Mosel abgewickelt. Und diese versagte
oft ihre Dienste entweder wegen
Niedrigwasser, wegen Hochwassers oder
wegen Eisgangs.
Im Jahre 1867 wurden immerhin die
Mittel in Höhe von 82 Talern für den
Bau einer Fährrampe bewilligt.
Allerdings blieb die Bestrebung des
Amtsbürgermeisters von Zell, die
Gemeinde zur Herstellung einer Ponte zu
bewegen, erfolglos. Es dauerte noch bis
zum Jahre 1902 bis endlich eine
Fähr-Ponte dem Betrieb
übergeben werden konnte.
Sie kostete 22.000 Mark und war eine
Gier-Fähre / Gier-Ponte ( = Seilfähre).
An einem stabilen Mast am Neefer Ufer und
im Felsen gegenüber war ein starkes
Drahtseil befestigt, das sich über die
Mosel hin zog. Über das Seil lief eine
Stahlrolle, die mittels eines weiteren
Seiles an der Ponte befestigt war. Die
Ponte stellte sich schräg gegen die
Strömung und setzte sich zur
gewünschten Moselseite über. Sie
bediente der sogenannte Ferger. An ihn
wurde der Fährbetrieb verpachtet, und er
erhielt für das Übersetzen eine
Gebühr.
Wenn Hochwasser war, wurde der Verkehr
so gut es ging mittels vorhandener Nachen
aufrechterhalten.
Aus dem Monat August 1910 weiß die
Chronik zu berichten, dass beim Auffahren
eines Fuhrwerkes des Unternehmers Josef
Stadtfeld aus Bullay die Kette riss, mit
welcher die Ponte am Ufer befestigt war.
Pferd und Fuhrwerk stürzten in die
Mosel.
Der Winter im Jahr 1929 war eisig
kalt. Die Mosel war von Koblenz bis Trier
zugefroren. Demzufolge gab es im
Frühjahr einen starken Eisgang. Die
Fährrampe konnte mit Salz eisfrei
gemacht und die Ponte auf Rollbalken in
Sicherheit gebracht werden.
Die Neuverpachtung der Fähre im Jahre
1932 wirft ein Schlaglicht auf die
wirtschaftliche Notlage jener Zeit. Unter
mehreren Geboten erhielt ein Bewerber den
Zuschlag, der das höchste Gebot mit
1.835 Reichsmark Jahrespacht abgegeben
hatte. Das zuständige Wasserbauamt kam
zu der Auffassung, dass die Pacht für
den neuen Pächter angesichts seiner
großen Familie (10 Kinder) wohl zu hoch
sei. Der Pachtsatz wurde auf 1.350 RM
ermäßigt.
Mittlerweile kam die Ponte in die
Jahre. Am 18. November 1937 ging die
Fähre unter. Die Aufsichtsbehörde hat
daraufhin die alte Fähre verworfen. Eine
neue wurde für rd. 7.000 RM angeschafft.
Ein starkes Eistreiben bei grimmiger
Kälte machte im Kriegswinter 1939 / 1940
jeglichen Fährbetrieb unmöglich. So
konnte der Lehrer Schröder aus St.
Aldegund, der die Vertretung des zum
Wehrdienst einberufenen Neefer Lehrer
Schneider übernommen hatte, zeitweise
keinen Unterricht halten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es
bis zum Jahre 1949, als sich die Chronik
wieder dem Fährbetrieb annimmt. Für
3.000 DM lieferte ein Unternehmen in
Rachtig (Mosel) einen neuen zusätzlichen
Fährnachen.
Im März 1952 war Neef wegen
Hochwasser von der Außenwelt
abgeschnitten. Nicht nur, dass der
Fährbetrieb eingestellt werden musste,
auch der Weg nach Bullay stand völlig
unter Wasser. Allerdings gab es immer
noch die Eisenbahnverbindung. Im gleichen
Jahr mussten erhebliche Reparaturen an
der Ponte durchgeführt werden.
Auch im Jahr 1954 gab es einen
grimmigen Winter. Die Ponte war im Eis
völlig festgefroren. Bei einsetzendem
Tauwetter entstand größte Gefahr. Das
Treibeis hätte sie stromabwärts reißen
können. Mit mehreren Traktoren konnte
sie schließlich an Land gezogen werden.
Noch wesentlich dramatischer wurde es
dann im Februar 1956. Unter ähnlichen
Witterungsbedingungen wie zwei Jahre
zuvor drohte der Ponte wieder große
Gefahr durch Treibeis, das festzufrieren
begann. Mit großem Einsatz der beiden
Fährmänner Eduard Scheid und Hermann
Nelius konnte das Gefährt losgeschlagen
werden. Aber weder fast alle Männer der
Gemeinde noch der Einsatz von Traktoren
konnten die 15 t schwere Ponte aus dem
Wasser bewegen. Nach verschiedenen
Ketten- und Seilbrüchen rief
Bürgermeister Treis die Hilfe des
Flugplatzes Hahn an. Am nächsten Mittag
kamen amerikanische Pioniere mit einer
240 PS starken Planierraupe an die
Fährrampe. Erst nach vierstündigen
Bemühungen gelang es, die Ponte aus dem
Eis auf das Ufergelände zu ziehen. Bei
einem weiteren Versuch, sie um 180° zu
drehen, wollte der Schlepperführer das
Treibeis mit der Planierschaufel des
Geräts aus dem Weg räumen. Dabei
rutschte die Maschine mit dem Heckteil in
ein mit Eis bedecktes Wasserloch der
Uferböschung. Zu allem Unglück kam noch
ein Getriebeschaden hinzu. Vom Flugplatz
Hahn wurden zwei weiteren Raupenschlepper
herbeigeholt. Diesen gelang es jedoch
nicht, die 25 t schwere Zugmaschine aus
dem Eis zu ziehen. Ein herbeigebrachter
Hebekran konnte schließlich den
Schlepper aus dem Wasser ziehen und
brachte auch die Fähre in die richtige
Lage.
Im Jahr 1959 musste das große
Spannseil erneuert werden. Es kostete
5.000 DM und war 125 m lang und hatte 6
cm Durchmesser.
Der Bau des Moselkanals schaffte
widrige Stromverhältnisse und die
Gier-Fähre als solche konnte nicht mehr
benutzt werden. Die Ponte musste mit
einem Motor betrieben werden. Mit der
Fertigstellung der Brücke 1971 wurde
schließlich die Fähre überflüssig.
Die alte Fähre wurde zu einem
Schrottpreis an die Gemeinde Moselkern
verkauft. Die letzten Fährleute waren:
Hermann Nelius, Josef Schilken und Albert
Scheid.
Wenn der Ferger nicht übersetzte,
hielt er sich in der Fährbude auf. Sie
stand unterhalb der Fährstraße. Der
Ferger hatte oft Besuch in seiner Bude,
wo gezecht, geschwätzt, gelästert,
gekartet, die Welt verbessert und die
Weiber beschimpft wurden. Der Aufenthalt
in der Fährbude war reine Männersache.
Besonders in der kalten und dunklen
Jahreszeit war die Bude oft gerammelt
voll. Dann war es hier besonders
gemütlich. Man saß auf Bänken um den
Kanonenofen, es brannte die
Petroleumlampe, und das Pfeifchen
schmeckte bei dieser Atmosphäre
besonders gut. Wenn dann von der anderen
Moselseite der Ferger mit dem Ruf
hohl über! belästigt
wurde, reagiert er mit Unbehagen, was der
Fährgast auch oft zu spüren bekam. Und
wenn sich der Besucher der Fährbude zu
lange vom heimischen Herd entfernt hatte
und torkelnd seiner Geliebten
gegenüberstand, da bekam er die Leviten
gelesen wie auch die Neefer
Bürger die Levatio vor der Weinlese vom
Propst des Stiftes St. Florin verlesen
bekamen (S. unter 31. b Der St.
Floriner Klosterhof in Neef)
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