Mein
Aufsatz Kurfürst Balduin war auch
in Neef, den die Heimatbeilage der
Rheinzeitung für Juli 2006, 54.
Jahrgang, veröffentlichte, wurde in
einem Zeitungsbeitrag von A. Friderichs
kritisiert (s. Heimatbeilage August
2006). Der Autor stellte in einer
Gegendarstellung fest, dass Kurfürst
Balduin nie in Neef gewesen sein kann,
weil es keine Urkunde beweist. S. dazu
meine Gegendarstellung unter 23.a.
Friderichs erkennt Balduin mehr als
religiösen Gottesmann, der u. a. durch
Klostergründungen mit strengen
Ordensregeln hervortrat, während ich in
meiner Darstellung mehr auf die weltliche
Orginalität des Kurfürsten einging. Nun
hatte ich nicht die Absicht, eine
allumfassende Biografie von Balduin zu
verfassen. Ich wollte eher einen
originellen Aufsatz veröffentlichen und
für die anlässlich des anstehenden
Straßenweinfestes von mir geführte
Wanderung werben, die in den Vorjahren
stets fröhlich und humorvoll vonstatten
gingen. So brachte ich auch die für mich
interessante Überlieferung in der
Literatur von Fritz Michel, Forst und
Jagd im alten Erzstift Trier, in meine
Ausarbeitung ein und kam zu folgendem
Text:
War eine Jagd angesagt, dann
musste der Cameralia mit seinen
Wildjägern, Jagdlakaien,
Büchsenspannern und Treibern nebst
Hunden bereitstehen. Gejagt wurden
vorwiegend Rotwild, Wildschweine,
Niederwild, Feldhühner und Tauben. Auf
Befehl des Jagdherren mussten auch schon
mal ein oder zwei Wildschweine mit Seilen
gefangen werden. Wenn nach der Jagd das
übliche Gelage stattfand, wurden die
Überreste durch Fenster und Türen nach
draußen geworfen. Auch so manche
Überfülle, der man sich
erforderlichenfalls durch das Einstecken
des Fingers in den Hals entledigte,
sammelte sich sicherlich im Graben der
Neefer Burg an. Und um all den Unrat zu
entsorgen, wurde die Sau
rausgelassen. Dies war eine Art der
damaligen Müllentsorgung,
die vor allem Balduin praktizierte, wenn
nicht sogar eingeführt hatte.
Meine weitere Aussage, die weiter
stark von Friderichs beanstandet wurde,
habe ich der Literatur von Erich
Düsterwald, Kleine Geschichte der
Erbischofe und Kurfürsten von Trier,
Verlag Hans Richarz, Sankt Augustine (ein
der kath. Kirche nahe stehender Verlag!)
entnommen:
Er verschmähte nicht die
Genüsse der Welt und ließ seine
Bischofswürde schon mal an den Nagel
hängen; lieber schmiss er mit dem
Schwert drein als dass er mit dem Kreuz
segnete; gerne versammelte er sich mit
Grafen und Rittern, Äbten und Pröpsten
zu üppigen Banketten und wüsten
Trinkgelagen, die nicht selten mit wilden
Raufereien endeten
Friderichs stellt weiter fest, dass
der kurfürstliche Wald in Neef gar nicht
groß sein konnte. S. dazu meine weitere
Feststellung unter 23.c.
Insgesamt stieß bei den Lesern die
Gegendarstellung von Herrn Alfons
Friderichs auf recht großes
Unverständnis und war meiner Person
gegenüber provokant. Ich werde noch
immer (Nov. 2010) auf seine Kritik
angesprochen. Weshalb soll denn auch bei
der Verfassung von Aufsätzen aus der
Historie, die publiziert werden, nicht
auch ein bisschen Humor einfließen
im Land der Fröhlichkeit und des
Weines?
Die Redaktion der Rheinzeitung hat mir
übrigens nach der Veröffentlichung des
Artikels von Friderichs die Möglichkeit
eingeräumt, umgehend eine
Gegenschilderung einzureichen, die auch
prompt in der Heimatausgabe vom 9. Sept.
2006, 54. Jahrgang, veröffentlicht wurde
noch rechtzeitig zum
Straßenweinfest, auf dem ich die
traditionelle Wanderung durch die Neefer
Fluren führte und wiederum ca. 100
Wanderer teilnahmen.
Übrigens wies die Rheinzeitung am
gleichen Tag in ihrem kommunalen Teil auf
ein Referat von Frau Julia Eulenstein hin
mit der Überschrift Balduin von
Trier führte viele Fehden. Dort
heißt es u. a., dass Balduin während
seiner Regierungszeit rund 100 Fehden
austrug, die er für sich zu nutzen
verstand!
Und kommt bei Burgführungen an Rhein
und Mosel das Gespräch auf Kurfürst
Balduin, dann wird er doch in der Regel
als machtbesessenen Haudegen geschildert
und nicht als ein frommer Erzbischof.
Auf sonstige zum Teil recht lustige
Anekdoten um Balduin möchte ich an
dieser Stelle erst gar nicht eingehen.
War Kurfürst und Erzbischof Balduin
also wirklich einseitig so fromm, wie ihn
Friderichs beschreibt?!
Nicht zuletzt sei nunmehr noch auf die
Ausarbeitung Neef und die Grafen
von Sponheim Ihre Beziehungen zu
Kaiser Ludwig und Erzbischof Balduin im
14. Jahrhunder (s. 23. d.)
hingewiesen, wonach die Beziehung von
Balduin zu Neef doch intensiver gewesen
zu sein scheint, als es Friderichs
vermutet.
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