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Wo einst die Nachtigallen so vortrefflich sangen! von Franz Josef Blümling
Sagen stehen oft im Zusammenhang mit einem realistischen Hintergrund und sind nicht immer frei erfunden. Sie berichten zumeist in überschwänglicher Art von Geschehnissen, die einmal passiert sind. Dabei wird der Phantasie oft freien Lauf gelassen – beeinflusst von einer naiven und tiefen Volksfrömmigkeit in der mittelalterlichen Zeitepoche.

Es fällt nun auf, dass in solchen Überlieferungen, die das Kloster Stuben betreffen, immer wieder Nachtigallen in Erscheinung treten, welche sich offenbar im Umfeld des Stiftes eingenistet hatten.

So soll es kein Geringerer als der hl. Bernhard (1090 – 1153) gewesen sein, der eine Schar dieser Singvögel vom Kloster Himmerod nach Stuben geschickt hatte, weil sie dort in der Eifel allzu sehr die Mönche mit ihren lieblichen Gesängen betört hatten und von den strengen Klosterregeln abwichen. „Und dort, im Gefilde des Nonnenklosters am Moselufer, fanden sie bei den adeligen Jungfrauen und Witwen gelehrige Schülerinnen; denn ihr Nonnenchor sang schon bald so vortrefflich, dass die Sangesschar überall als die “Stubener Nachtigallen” genannt wurde“.

Als Kaiser Maximilian anno 1511 auf der Reise nach Trier auch das Kloster Stuben besuchte, soll er in der Nacht voller Wonne den Gesängen der Nachtigallen zugehört haben. „Beglückt ließ er sich von ihnen in den Schlaf singen und erwachte am Morgen so frisch und froh, dass er beim Abschied der ehrwürdigen Meisterin des Konvents, Frau Odilia von Eltz, bewegt die Hand drückte und schelmisch meinte: Kein Wunder, wenn der Chor so trefflich singt. Hat er doch so treffliche Lehrmeister! In Trier berichtete der Kaiser dem Kurfürsten Richard von Greiffenklau über sein Erlebnis in Stuben. Dieser nahm die Worte des Kaisers wohlgefällig auf. Fortan konnten die Stubener Nachtigallen öfters die Gläubigen in der Hohen Domkirche mit ihren Gesangesvorträgen begeistern“.

Bruder Heinrich, der in einer Eremitage in der Nähe des Klosters wohnte, wird in einer Urkunde luscinius genannt – altlateinisch übersetzt nannte man ihn somit „Nachtigall“. Vermutlich sang auch er, der er ja ein Freund des Klosters war, in diesem Chor mit und machte auf sich vielleicht sogar durch Sologesänge aufmerksam?!

Wo sich heute Weinberge im Umfeld der Klosterruine befinden, waren zu jener Zeit Wälder, Wiesen und Auen. In einer solch unberührten Natur fühlten sich die Sangeskünstler wohl. Und dieses Umfeld teilte sich auf in das Stubener Land in den Stubener Wald.

Das Stubener Land kam durch Mitgiften der eingetretenen Nonnen und auch durch sonstige Schenkungen und Vermächtnisse in den Besitz des Klosters. Es bestand aus Wiesen, Gärten und Äcker in der Nähe des Klosters.

Der Stubener Wald lag im Nordhang des Bergrückens und reichte vom Petersberg, am Hochkessel vorbei bis hin zur Senheimer Gemarkung. Es sollte ihn anno 1361 noch nicht gegeben haben, denn in diesem Jahr ließen die Nonnen noch das Brandholz mühselig im doch weit entfernten Kondelwald in der Eifel aufsammeln. Es war so viel, wie es vier Esel tragen konnten. Dieses Recht gab ihnen der Neefer Graf Johann von Sponheim, und er erhielt dafür eine Tonne voll mit Heringen – so überliefert es eine Urkunde. Auf diese Duldung hatten die Nonnen schließlich anno 1393 verzichtet, weil sie vermutlich zu dieser Zeit im eigenen Wald, der in direkter Nähe lag, Holz rafften. Man hatte diesen Klosterwald von der Neefer kurfürstlichen Forst abgetrennt. Und in den Annalen werden nun auch immer wieder Holzfäller und Knechte aufgeführt, die im eigenen Wald tätig waren.

Das Kloster Stuben wurde 1788 aufgelöst. Bereits ein Jahr später wurde das Stubener Land an die Bauern im Umfeld verpachtet. Der der Stubener Wald kam als Domäne-Gut an den Staat.

Als im Jahre 1815 die Rheinprovinz zu Preußen kam, wurde auch das Stubener Land eine preußische Domäne. Durch Verordnung des Königlichen Finanzministeriums zu Berlin vom 7. April 1819 mussten die Domänen-Grundstücke im Regierungsbezirk Koblenz veräußert werden. Das “Stubener Land” wurde am 10. Juli 1820 für insgesamt 7.300 Taler an die Bürger versteigert.

Bei der Versteigerung des Stubener Waldes konnte die Gemeinde Neef nur bis 3000 Taler mit bieten. Schließlich erhielt das Land Preußen für 3001 Taler den Zuschlag. Die Versteigerung fand in Zeller Gerichtssaal statt, da das Kloster selbst, wie auch das Stubener Land und der Stubener Wald zur Neefer Flur gehörten und somit der übergeordneten Amtsverwaltung Zell unterstellt waren. Später kam der vormalige Waldbesitz des Klosters an die Gemeinde Ediger-Eller, die dem Staat als Gegenwert ihren bisherige Forst im Kondelwald hergaben.


Zum Stubener Land gehörte auch eine Insel

Literaturnachweise:
Antz August, die verbannten Nachtigallen, in „Heimat Heldensagen“
Kraemer Robert, Am Sagenborn der Heimat
Mathar, Ludwig, Die Mosel, S.382
Thome, N., Das ehemalige Kloster Stuben, Heimatbuch des Kreises Cochem 1926, S. 87 ff.
Urkundensammlung W. Günther, III. Theil, Nr. 628
Urkundenbuch mittelrheinischer Territorien, Heinrich Beyer, Nr. 495

Bildnachweise
Verbannung der Nachtigallen: aus Rheinland’s Heldensagen von Aug. Antz
Insel: Panorama der Mosel, von Coblenz bis Wasserbillig, Frankfurt a. M., 1840
Grenzstein: Foto von F. J. Blümling

 
 
erschienen in
 
 
 
 
Die Verbannung der Nachtigallen durch den hl. Bernhard
 
Das byzantinische Kreuz kennzeichnete die Grenzstein des Klosters Stuben
 
 
 
 
Literaturnachweise:
   
Bildnachweise:
   
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