Der
Ort als solcher hätte in der Historie
wohl kaum eine Rolle gespielt, wenn es
nicht die optimale Weinbergslage am
südlichen Hang des Petersberges, dem
heutigen Frauenberg, gegeben hätte.
Diese hat einen steilen Südhang und ist
mit Grauschiefer bedeckt. Er besteht aus
leicht verwitterbarem Gestein. Dieser
zerbröckelte Boden lässt tagsüber
Feuchtigkeit und Wärme speichern, die er
in der Nacht wieder abgeben kann. Wein
war im Mittelalter sehr begehrt. So wird
überliefert, dass die Adelsleute bis zu
12 Flaschen Wein am Tag tranken. Und
Grafen und Ritter residierten mehrere
hundert Jahre in der Neefer Burg. Die
Grafen von Sponheim und deren Nachfolger
waren die Truchsessen des Pfalzgrafen,
also die Mundschenke am pfalzgräflichen
Hof in Heidelberg. Und dies waren sie
deshalb, weil sie den guten Wein aus Neef
auftischen konnten. Übrigens brachte
Eberhard von Sponheim dieses Amt durch
die Heirat mit der Tochter des bisherigen
Truchsessen Gerhard von Alzey in seinen
Stamm in Neef ein. Noch 1282 war Eberhard
als Geistlicher Domherr zu Köln.
Mundschenk bei Pfalzgrafen zu sein, war
für ihn wohl attraktiver!
Die Kirche benötigte den Wein zum
Zelebrieren der Messe. Er musste dazu
naturbelassen sein durfte also
nicht mit Wasser und Honig aufgebessert
werden, wie das damals üblich war.
Bereits im Jahr 623 besaß der
fränkische König Dagobert I. ein
ursprüngliches römisches Weingut in
Neef, das er der Domkirche in Metz
schenkte. Für diese war nun Neef mehr
als 500 Jahre lang der Hauptweinlieferant.
Weitere Kirchen und Klöster, aber
auch Ritter- und Grafengeschlechter,
hatten danach Weinberge in Neef, die sich
im Laufe der Zeit auf viele andere Lagen
ausbreiteten sich also nicht nur
am Südhang des Petersberges befanden.
In mehr als 80 Urkunden werden Neefer
Angelegenheiten von Päpsten, Kaisern,
Königen, Bischöfen, Äbten und
Pröpsten geregelt. Und eigentlich ging
es dabei immer nur um Wein und Weinberge.
Welche Moselgemeinde kann dies schon so
vorweisen?
Diese bewegte Geschichte hat im Ort
Spuren hinterlassen. Leider sind während
des letzten Krieges mehr als 50 Häuser
im historischen Unterdorf zerbombt worden.
Ein verbliebener Rest von Bauten mit
geschichtlicher Bedeutung, aber auch
beachtenswerte Bauwerke aus
nachmittelalterlicher Zeit, lassen einen
interessanten Dorfgang gestalten. Und oft
steht dabei - wie soll es anders sein? -
der Wein im Mittelpunkt.
Und noch etwas wird beim Rundgang
auffallend sein: Immer wieder wird das
Kloster Stuben in Erwähnung treten.
Warum? Wie kommt das? Einmal lag das
Kloster auf der Neefer Gemarkung
im Neefer Gericht. So sind demzufolge
auch alle in Stuben beschäftigte Person
im Neefer Einwohnerverzeichnis erfasst.
Zum anderen wird die Klostergründung
anfangs des 12. Jahrhunderts auch im
Interesse der Neefer Grafen von Sponheim
erfolgt sein. In dieser Zeit zogen
Scharen von Kriegern zum Heiligen Land,
um dieses von den Heiden zu befreien.
Besonders tapfere Recken aus dem Adel des
Trierer Bistums treten dabei in
Erscheinung. Viele von ihnen kehrten
nicht mehr heim. Demzufolge gab es einen
Frauenüberschuss in den Burgenhaushalten.
Entsprechend dieser Situation wurden in
dieser Epoche Nonnenklöster gegründet
worin Witwen und ledige Fräuleins ihre
Lebenssversorgung fanden.
Der Rundgang durch das
historische Neef enthält eine
solche umfangreiche Geschichte, dass er
in zwei Rubriken, eingeteilt ist. So ist
ein Durchgang in zwei Etappen
empfehlenswert.
Die inhaltliche Grundlage zu dieser
Dorfführung liefert übrigens die Neefer
Chronik www.naves-historia.de. Weitere
Einzelheiten können aus dieser Quelle
erfahren werden.
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