| Eines
                        der bedeutendsten Reliquiare der Welt,
                        eines der hervorragenden Zeugnisse
                        abendländischer (Theologie-)Geschichte,
                        ein kulturhistorischer Fixpunkt erster
                        Güte: Die Staurothek. So
                        beschreibt Dr. Gabriel Hefele, seines
                        Zeichens Kunsthistoriker, Theologe und
                        religiöser Volkskundler in begeisternden
                        Worten das byzantinische Reliquiar, über
                        das er wacht und für
                        Begleitveranstaltungen nebst Führungen
                        zuständig ist. Stauros = Kreuz; Theke =
                        Kiste, Lade: Staurothek. Der Name steht
                        heute symbolisch für den gesamten
                        Limburger Domschatz. Die Lade aus
                        vergoldetem Silberblech und feinsten
                        farbigen Emailarbeiten beinhaltet das
                        Patriarchenkreuz  bewacht von den
                        Erzengeln Cherubim und Seraphim. Figuren
                        und Ornamente auf dem Behältnis und der
                        dazugehörenden Lade unterstreichen die
                        Detailbesessenheit seiner
                        Bauherren. In Vertiefungen
                        (unter Deckeln) befanden sich laut
                        Zeugnis Partikel der Windeln des
                        Jesuskindes, der Dornenkrone, des
                        Purpurmantels, des Schweißtuches, des
                        Schwammes (bei der Kreuzigung), des
                        Grabtuches, vom Schleier und vom Gürtel
                        Mariens und Haare Johannes des Täufers. 
                        Das Prachtreliquiar aus der Mitte des
                        10. Jahrhunderts stammt aus
                        Konstantinopel. Es war das Siegeskreuz
                        Byzantinischen Kaiser. Wie kam es nun von
                        Byzanz nach Limburg an der Lahn? 
                        Ritter Heinrich von Ulmen war mit
                        dabei, als anlässlich des Vierten
                        Kreuzzuges im Jahre 1204 die blühende
                        und reiche Stadt Konstantinopel erobert
                        und geplündert wurde. Als Beutegut fiel
                        jenem Ritter aus der Eifel die Staurothek
                        zu, die er 1208 dem Kloster Stuben
                        schenkte. Dort war seine Schwester
                        Meisterin. Das Nonnenkloster Stuben wurde
                        daraufhin Wallfahrtsort und erhielt eine
                        große Geltung. So wallfahrten dorthin u.
                        a. Kaiser Maximilian und mehrmals sogar
                        Kurfürst Balduin. 
                        Noch bevor französische
                        Revolutionstruppen in das Rheinland
                        einrückten, im Jahre 1788, wurde die
                        Staurothek in den Trierer Domschatz,
                        sodann zum Schutz vor den einrückenden
                        Franzosen zuerst auf die Festung
                        Ehrenbreitschein gebracht. Später kam
                        sie in die Herzoglich Nassauische
                        Schatzkammer in Wiesbaden und
                        schließlich 1821 zur Errichtung des
                        Bistums Limburg an die Lahn. 
                        Bezüglich der aufgeführten Partikel
                        sei angemerkt, dass besonders in der Zeit
                        der Kreuzzüge die Reliquien vielfach
                        Gegenstand sakrilegischen Handels wurden.
                        Groß war der Eifer der Kreuzfahrer, sie
                        sich anzueignen und mit in die Heimat zu
                        bringen. Hier wurden sie in Altäre
                        eingeschlossen oder auch in Behältern
                        ausgestellt, was nicht selten dazu
                        führte, dass daraufhin ein
                        Ablassprivileg erteilt wurde. Die
                        Nachfrage nach Reliquien führte zu einem
                        bedeutenden Reliquienhandel und im
                        Zusammenhang damit zu umfangreichen
                        Fälschungen. So kam es dazu, dass auf
                        dem Laterankonzil 1215 über den Gebrauch
                        der Reliquien strenge Bestimmungen
                        erlassen wurden, die später noch einmal
                        verschärft wurden. 
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                                | Staurothek
                                -Deckelansicht- | 
                             
                            
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                                | Staurothek
                                -Innenansicht- | 
                             
                            
                                | früheres
                                Reliquiar des Klosters Stuben -
                                heute Mittelpunkt des Limburger
                                Domschatzes | 
                             
                            
                                |   | 
                             
                         
                         | 
                    
                    
                        
                            
                                | Literaturnachweise: | 
                             
                            
                                |   | 
                                Hefele, Gabriel
                                - Engel wachen am Kreuz,
                                Rheinzeitung Nr. 14 
                                Samstag/Sonntag 20/30 Juni 1996 
                                Schannat, Johann Friedrich -
                                EIFLIA ILLUSTRATA, 3. Band, 1.
                                Abteilung 2. Abschnitt, S. 255
                                ff.,  
                                Schorn, Carl - EIFLIA SACRA, 2.
                                Band | 
                             
                            
                                | Bildnachweise: | 
                             
                            
                                |   | 
                                Staurothek H.von
                                Ulmen u.der Vierte Kreuzzug,
                                Facharbeit am M.-v.Cochem-Gymnasium | 
                             
                         
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